Ausflug, Natur, Reise

Ein Ausflug ins Blaue – Kurztripp nach Münster

Kennt ihr das noch aus eurer Kindheit? Sonntagsausflüge? Mein Vater fuhr mit dem Auto noch mal durch die Waschanlage und prüfte, ob alle Straßenkarten an Board waren und meine Ma packte das Fresspacket und mich. Ich fand es als Kind immer sehr spannend, dass meine Eltern dabei so geheimnisvoll taten und mir nicht verraten wollten, wo es hin ging. Sie sagten dann immer „…heute machen wir mal einen Auflug ins Blaue!“ Aha! Alles klar, wohin? Letzlich habe ich als Kind diese spontan Trips sehr gemocht. Welches Kind mag keine Überraschung? Auch wenn ich auf der Fahrt 100 Mal gefragt habe wann wir endlich da sind… Und heute denke ich – früher hatte man noch Zeit dafür, einfach drauf los zu fahren und dann zu entscheiden wo es hingeht. Da hat man noch keine Ausflugstipps gegoogelt, sondern musste selber suchen….und das Navi saß neben meinem Vater und hieß „Mama“.

Aber der Zauber der Spontan-Ausflüge ist auch bei meinem Nachwuchs nicht flöten gegangen. Forscher und Entdecker sind wir doch alle! Also, auf nach Münster! Ein bisschen Kultur, ein bisschen was zum Austoben und entdecken in der Natur und natürlich eine Runde Fahrradfahren auf dem Grünen Ring. Das macht in Münster noch mehr Spaß!

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Doch zuerst, was für Mama. Wir besuchen die Wirkungsstätte von Annette von Droste-Hülsoff (1798-1848). Das Rüschhaus liegt 10 Kilometer vor den Toren Münsters und ist ein sehr hübscher barocker Landsitz umgeben von einem Wassergraben. Das Gelände und der Garten dahinter sind frei zugänglich. Besichtigungen im Inneren sind möglich und werden ausschließlich als geführte Tour angeboten. Hier schrieb Annette von Droste-Hülsoff in ihrer kleinen Wohnung „Schneckenhaus“ das bekannte Werk „Die Judenbuche“. Der Garten ist eine Mini-Version einer barocken Gartenanlage. Nach original Entwürfen vom damaligen Baumeister Johann Conrad Schlaun wurde der Garten wieder in seinen angedachten Zustand gebracht. In streng geometrischen Formen sind Beete gesäumt von Buchsbaumhecken und Rasenflächen angelegt. Dazwischen herrliche Blumenrabatten. Ein bisschen Kultur und Geschichte für alle!

Aber jetzt weiter nach Münster. Das Kind braucht Bewegung! Auf den umliegenden Parkplätzen des fürstbischöflichen Schlosses (auch von J.C.Schlaun im Stil des Barock erbaut) und im Schatten der alten Bäume, lässt es sich wunderbar parken. Fix die Fahrräder raus und schon radeln wir den Grünen Ring entlang Richtung Aasee. Der Grüne Ring ist die Promenade von Münster oder auch Fahrradautobahn genannt und wird von unzähligen Linden gesäumt. Er bildet einen 4,5km langen Ring um die Innenstadt und ist von Fahrradfahrer und Fußgänger gleichermaßen nutzbar. Am schnellsten, am schönsten und am umweltfreundlichsten und ganz stressfrei dazu kommt man in Münster also mit dem Rad vorwärts! Und ein großer Vorteil beim Radfahren ist,  man kann überall anhalten und mal kurz „parken“. Wie wir alle wissen weiß man nie ganz genau wie weit der Nachwuchs laufen kann….es gibt ja so Tage da drückt im Schuh der kleinste Krümel…da ist es schon praktischer die Fahrräder dabei zu haben.

Next Stopp Aasee! Der Aasee ist das Ausflugsziel schlecht hin. Ähnlich wie der Maschsee in Hannover auch künstlich angelegt. Als wir ankamen wurden tatsächlich schon die Tretboote knapp. Aber natürlich gab es noch genug. Für kleine Matrosen mit Schwimmweste! Ruderboote, Segelboote, Ausflugsschiffe, Tretboote – gefühlt waren alle auf dem See bei diesem herrlichen Wetter! Sogar der Schwan! Ein Tretboot, das euch vielleicht aus der Presse bekannt ist. Ein echter Schwan hatte sich hier vor einigen Jahren in den Tretbootschwan verliebt. Nach viel Beinarbeit und Tretbootfahren ohne Kopfbedeckung wurde es Zeit für eine Pause im Schatten. Auf der, vor einigen Jahren neu angelegten, Terrasse vor den Restaurants lässt es sich bei einem kühlen Getränk ganz wunderbar aushalten.

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Wieder auf den Rädern und unter den Linden fuhren wir nun in den Botanischer Garten der Uni Münster – eine willkommene Abwechslung zum Tretbootfahren. Der Garten ist zu den Öffnugszeiten frei zugänglich. Um 1800 rum wurde der Hortus Botanicus für Lehrzwecke der Uni Münster angelegt. Eine bewegende Geschichte erzählen die Bäume in ihm. Über 140 Jahre sorgfältige Pflege wurden im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört. Einige Pflanzen konnten gerettet werden – z. B. 200 Jahre alte Orangenbäumchen. Mir war nicht bewusst das Orangenbäumchen so alt werden können. Aber Unkraut vergeht ja nie! Durch den Botaniker Prof. Dr. Strugger und den Gartenoberinspektor Stephan gelang ein zügiger Wiederaufbau. Heute profitieren davon nicht nur die Studenten. Der Botanische Garten ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Ob im Bauerngarten, Arboretum, dem Arzneipflanzengarten, in den Gewächshäusern oder im Farntal….überall gibt es Plätzchen zum verweilen. Eine ganz besondere Atmosphäre herrschte im Bambustunnel. Es war ein bisschen wie in einem japanischen Märchen.

Im Sommer nimmt die Temperatur in den Gewächshäusern tropische Ausmaße an…aber mit Professor Knick mussten wir unbedingt die Reise durch den Botanischen Garten fortsetzen. Dieser fiktive Botaniker führt die Kinder mit Hilfe der Eltern oder Großeltern durch das Dickicht. Im Broschüren-Automaten am Viktoriahaus erhält man das Expeditionsheft für 2€. Spielerisch lernen. Hat funktioniert. Aber psst! nicht verraten;-)

Ein Besuch in Münster ohne auf dem Domplatz vorbeizuschauen und dort ein Eis zu essen geht gar nicht. Zur Krönung lief im Paulusdom auch noch ein gigantischer Gottesdienst. Die Leute saßen draußen in ihren Autos und haben die Übertragung gehört. Rechts vom Dom gibt es einen kleinen Schleichweg, die Domgasse. Sie ist die schnelle Abkürzung zum Prinzipalmarkt und zur Eisdiele! Denn parallel zum Gottesdienst war an diesem Tag auf dem Prinzipalmarkt vor St. Lamberti eine große Bühne aufgebaut und das „Jubiläums Open Air“ 100 Jahre Münster Musik in vollem Gange.

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Der Blick vom Domplatz zur Überwasserkirche spult in Sekunden Zeitgeschichte in meinem Kopf ab. Wenn Steine reden könnten…aber ich hatte ja meinen eigenen Quasselstein dabei, der schon das nächste Ziel im Auge hatte – nach Hause zu fahren. Das Eis war aufgegessen und jetzt ab nach Hause. Schön wars. Bis bald Münster!

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Links zum Mehrentdecken:

https://www.stadt-muenster.de/tourismus/startseite.html

http://www.burg-huelshoff.de/besuch/haus-rueschhaus

https://www.uni-muenster.de/BotanischerGarten/

 

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